Ausgesprochen unausgesprochen
Latenter Antisemitismus und Erinnerungsabwehr innerhalb der Neuen Rechten,
Hrg. Fabian Kaufmann / Lena Sierts, CJD Hamburg
2021
CJD-21-09-1541-4

Die Strategie geht auf, wird in heutigen Berichterstattungen die Selbst- bezeichnung Neue Rechte kritiklos übernommen, als wäre das Neue eine Tatsache. Der Versuch extrem rechter Akteur*innen, durch die
Abgrenzung vom Nationalsozialismus und durch ein Auftreten abseits von Stereotypen, gesellschaftlich anschlussfähiger zu werden, scheint Früchte zu tragen. Dabei wurde in der Vergangenheit ausreichend dargelegt, dass das Neue lediglich die spezifische, insbesondere mediale Inszenierung ist. Die zugrundeliegende extrem rechte Ideologie bleibt dieselbe. Dem Faschis- mus, zu dem Akteur*innen der Neuen Rechten zweifelsfrei zu zählen sind (vgl. Weiß: 2019), ist der Hass auf Jüdinnen_Juden inhärent. Dabei ist Antisemitis- mus kein Alleinstellungsmerkmal dieser Strukturen, sondern lässt sich in allen Teilen der Gesellschaft wiederfinden – in den Verschwörungserzählungen von Pandemie-Leugner*innen, auf antiisraelischen Demonstrationen, in Klassen- zimmern oder Universitäten. Der pädagogische Umgang – nicht nur im Kontext der Neuen Rechten – bleibt dabei eine Herausforderung.