In ihrem Vortrag spricht Julia Bernstein über die antisemitischen Darstellungen auf der Documenta Fifteen und analysiert die auf der Ausstellung gezeigten Bilder. Sie beschäftigt sich mit der Frage, welcher Antisemitismusbegriff der Kritik an der Documenta zugrunde liegt und diskutiert die Unterschiede zwischen Rassismus und Antisemitismus. Sie erläutert, wie sich Antisemitismus im Laufe der Geschichte an die dominierenden gesellschaftlichen Autoritäten angepasst hat – von religiösen Dogmen über wissenschaftliche Theorien bis hin zu heutigen Menschenrechtsdiskursen, die häufig zur Delegitimierung von Juden und Israel genutzt werden. Zudem kritisiert sie, dass die Angst vor dem Antisemitismusvorwurf oft größer ist als die ernsthafte Auseinandersetzung mit Antisemitismus selbst, was eine ehrliche Aufarbeitung erschwert.
Prof. Dr. Julia Bernstein ist eine in Deutschland lebende Soziologin und Professorin für Diskriminierung und Inklusion in der Einwanderungsgesellschaft an der Frankfurt University of Applied Sciences. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf Antisemitismus und gesellschaftlicher Diskriminierung. Sie war Mitglied des Gremiums zur fachwissenschaftlichen Begleitung der Documenta Fifteen und setzt sich intensiv mit der Darstellung und Wahrnehmung von Antisemitismus auseinander. Bernstein publiziert regelmäßig zu diesen Themen und engagiert sich in der politischen Bildungsarbeit.