Mirjam Wenzel spricht im Interview über die Auswirkungen des 7. Oktober auf die Arbeit des Jüdischen Museums Frankfurt und über Angriffe auf die Erinnerung in Deutschland. Sie analysiert, wie die Auseinandersetzung mit der Shoah zunehmend symbolisch abgehandelt wird, ohne eine tiefgehende Reflexion über historische Verantwortung. Zudem beschreibt sie die wachsende Bedrohung jüdischer Institutionen und die Zunahme antisemitischer Vorfälle. Wenzel reflektiert auch über ihre Teilnahme an einer Performance der Künstlerin Tanja Bruguera im Hamburger Bahnhof im Februar 2024, bei der ihr Auftritt von Aktivist*innen massiv gestört wurde. Sie warnt vor der politischen und kulturellen Verschiebung durch rechtspopulistische Narrative und betont die Notwendigkeit einer aktiven zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Antisemitismus.
Sie promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München über den deutschsprachigen Holocaust-Diskurs der 1960er Jahre. Von 2007 bis 2015 leitete sie die Medienabteilung des Jüdischen Museums Berlin. Seit 2016 ist sie Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt. Wenzel ist Autorin und Mitherausgeberin zahlreicher Bücher und Ausstellungskataloge zur deutsch-jüdischen Kunst- und Kulturgeschichte. 2019 wurde sie zur Honorarprofessorin an der Goethe-Universität Frankfurt ernannt.