Kontinuitäten des Antisemitismus – Solidarität, Appeasement und Spaltung
Tuesday, 05. January 2021,
online auf https://www.volksbuehne.berlin/de/
Ein Klassiker der antisemitischen Propaganda ist der Vorwurf, Juden würde die Gesellschaft spalten. Dabei wurden sie in diesem abstrakten Bedrohungsszenario nie als Gruppe gesehen, die sich abzuspalten droht, sondern als Fremdlinge, die die vermeintlich solidarische Gemeinschaft vorsätzlich zerreißen, um aus den entstehenden Konflikten Profit zu schlagen.
Einer der bekanntesten Fälle war die Affäre um Alfred Dreyfuss. Die antisemitischen Lügen, die ihn des Landesverrats bezichtigten, wurden publik. Es waren letztlich die Lügen selbst, die die Gesellschaft schwer beschädigten.
Juden wurden immer wieder zur Befriedung gesellschaftlicher Konflikte und für eine gestärkte Erzählung von innerer gesellschaftlicher Solidarität missbraucht. Für diese Externalisierung der eigenen Verantwortung wurden Millionen von Juden durch Verfolgung und Ermordung geopfert.
Auch andere Gruppen haben diese Erfahrungen tief in ihr kollektives Gedächtnis integrieren müssen. Armenier, Kurden, Jesiden und andere Minoritäten wurden historisch immer wieder zum Faustpfand für Appeasement und künstliche Solidarität von Mehrheitsgesellschaften. Die vermeintlich omnipotente Macht die Gesellschaften zu spalten, in denen diese kleinen Gruppen von Menschen Leben und von denen sie oft seit Jahrhunderten unterdrückt werden, hat sie dabei leider nie vor dieser mörderischen Instrumentalisierung retten können.
Die Teilnehmer*innen des Panels werden die drei Begriffe unter Berücksichtigung historischer und aktueller politischer Debatten und Ereignisse in ein Verhältnis zueinander setzen.
journalist:in, redakteur:in beim missy magazine und autor:in
Politikwissenschaftlerin und doctoral fellow beim German Institute for Global and Area Studies
Redakteurin im Ressort taz zwei für Gesellschaft und Medien
Doktorand und Präsident von AGBU Germany, der deutschen Dependance der größten armenischen Wohltätigkeitsorganisation "Armenian General Benevolent Union"
gefördert durch Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches leben und den kampf gegen antisemitismus