Ein Klassiker der antisemitischen Propaganda ist der Vorwurf, Juden würden die Gesellschaft spalten. Dabei wurden sie in diesem abstrakten Bedrohungsszenario nie als Gruppe gesehen, die sich abzuspalten droht, sondern als Fremdlinge, die die vermeintlich solidarische Gemeinschaft vorsätzlich zerreißen, um aus den entstehenden Konflikten Profit zu schlagen.
Juden wurden immer wieder zur Befriedung gesellschaftlicher Konflikte und für eine gestärkte Erzählung von innerer gesellschaftlicher Solidarität missbraucht. Für diese Externalisierung der eigenen Verantwortung wurden Millionen von Juden durch Verfolgung und Ermordung geopfert.
Auch andere Gruppen haben diese Erfahrungen tief in ihr kollektives Gedächtnis integrieren müssen. Armenier, Kurden, Jesiden und andere Minoritäten wurden historisch immer wieder zum Faustpfand für Appeasement und künstliche Solidarität von Mehrheitsgesellschaften.